Was genau ist der Lenkrollhalbmesser bzw Lenkrollradius?

Diskutiere Was genau ist der Lenkrollhalbmesser bzw Lenkrollradius? im Forum Fahrwerk, Felgen und Reifen im Bereich Tuning & Styling - Kann mir jmd technisch erklären was bei zu hoher ET-Differenz mit dem Lenkrollhalbmesser oder andere lenkgedönseauf sich hat? grüße ;)
A

Anonymous

Guest
Kann mir jmd technisch erklären was bei zu hoher ET-Differenz mit dem Lenkrollhalbmesser oder andere lenkgedönseauf sich hat?

grüße ;)
 
G

Gessi

Megane-Profi
Beiträge
6.363
Re: Was genau ist der Lenkrollhalbmesser bzw Radius?

Bevor ich mir jetzt einen abbreche, dass alles hier zu schreiben, erstmal hier die Grundinfo:

http://de.wikipedia.org/wiki/Lenkrollradius

Hier etwas aus dem Artikel zum Fahrverhalten:


Ein Fahrzeug mit positivem Lenkrollradius hat auf ebener Fahrbahn einen guten Geradeauslauf, reagiert aber empfindlich auf Spurrillen und neigt beim Bremsen mit unterschiedlicher Reibhaftung auf den einzelnen Spurseiten dazu, zur Seite mit der besseren Haftung zu ziehen, so dass der Fahrer gegenlenken muss.

Ein Fahrzeug mit negativem Lenkrollradius hat einen selbststabilisierenden Geradeauslauf, beim Bremsen auf Fahrbahnen mit unterschiedlicher Reibhaftung wird das Rad durch die Bremskraft zur schwächer gebremsten Seite gelenkt. Dadurch wird das Fahrzeug ohne ein Eingreifen des Fahrers stabilisiert und ein Ausbrechen des Fahrzeugs verhindert. Ferner führen Hindernisse auf der Straße nicht zu einem starkem „Durchschlagen“ in die Lenkung. Der Audi 80 (ab 1972) hatte als eines der ersten deutschen Fahrzeuge einen negativen Lenkrollradius. Um das Adjektiv „negativ" zu vermeiden, wurde in der Werbung dieser als „spurstabilisierend" bezeichnet. Um dies zu ermöglichen, hatte der Wagen wie der später (1974) präsentierte VW Golf I speziell ausgeformte Felgen und Schwimmrahmenbremsen, die wenig Platz in der Felge benötigen. Der spurstabilisierende Effekt des negativen Lenkrollradius ermöglichte auch erst den Einsatz einer Diagonal-Zweikreisbremse.

Ein Fahrzeug mit Lenkrollradius 0 überträgt fahrbahn- oder fahrzeugbedingte Kräfte (Reifendefekt) nicht an die Lenkung, erfordert jedoch einen höheren Kraftaufwand beim Lenkeinschlag des stehenden Fahrzeuges. Der Lenkrollradius 0 ist praktisch schwer zu verwirklichen, da jede Änderung des Reifendurchmessers durch Luftdruckänderung, Reifenverschleiß, Beladung oder Bremsverzögerung (=Laständerung auf der Vorderachse) wegen der Spreizung den Lenkrollradius vergrößert oder verkleinert. Dies trifft nur dann nicht zu, wenn die Lenkachse genau senkrecht steht und sich in der Radmitte befindet, wie etwa bei der Citroën DS. Wie beim Alfa Romeo Alfasud, VW K 70, Audi 100 (bis 1974), Audi F103, NSU Ro 80, Citroën SM und GS u. a. Modellen waren bei der DS die Scheibenbremsen nicht (wie heute fast allgegenwärtig) in den Rädern, sondern zu beiden Seiten des Differentials (also am Getriebe) angeordnet. Dadurch wurde zum einen die ungefederte Masse vermindert und zum anderen durch den Raumgewinn in den Rädern (bei DS, GS und SM) der Lenkrollradius null möglich. Bei diesen Fahrzeugen übertragen die Gelenkwellen die Bremskraft und werden stärker beansprucht.


Wenn dann noch Fragen offen sind, mit den Details dann melden.

:hi:
 
A

Anonymous

Guest
Re: Was genau ist der Lenkrollhalbmesser bzw Radius?

vielen Dak für die detailierte Erklärung. da hat jmd Ahnung - cool ;-)

In der Praxis heißt das dann - je größer das Delta zwischen den Original und Zubehör ETs - desto beschissener fährt es sich obwohl ja eine breitere Spur erstmal nicht schlecht ist - bis zu einem gewissem Maß
 
G

Gessi

Megane-Profi
Beiträge
6.363
Re: Was genau ist der Lenkrollhalbmesser bzw Radius?

basti70 schrieb:
....obwohl ja eine breitere Spur erstmal nicht schlecht ist - bis zu einem gewissem Maß
Genau das ist es: BIS ZU EINEM GEWISSEN MAß

:top:
 
Der Münsterländer

Der Münsterländer

Megane-Experte
Beiträge
1.493
Re: Was genau ist der Lenkrollhalbmesser bzw Radius?

Danke Gessi. :top:

Der Citroen CX hat(te) auch einen Lenkrollradius von 0,0 und in Verbindung mit der Diravi-Lenkung und der Hydropneumatik sorgte das für ein unbeschreibliches Fahrgefühl!
Hier ist die Rückstellung gut zu sehen.
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=vEctMqNetQ4[/youtube]

Damit war es möglich, auch ohne ABS oder ESP eine sichere Vollbremsung zu machen, selbst wenn die rechten Räder auf den Grünstreifen gekommen waren. Man konnte dabei sogar die Hände vom Lenkrad nehmen. Aber wehe, es wurde auch nur eine Fahrwerkskomponente (Bodenabstand verringert, andere Felge,... ) geändert, dann war es mit der Fahrsicherheit vorbei. :-)


:hi:
 
Multi-Fanfare

Multi-Fanfare

Megane-Experte
Beiträge
1.541
Gessi schrieb:
Ein Fahrzeug mit positivem Lenkrollradius hat auf ebener Fahrbahn einen guten Geradeauslauf, reagiert aber empfindlich auf Spurrillen und neigt beim Bremsen mit unterschiedlicher Reibhaftung auf den einzelnen Spurseiten dazu, zur Seite mit der besseren Haftung zu ziehen, so dass der Fahrer gegenlenken muss.
die heutigen Autos haben einen negativen Lenkrollradius, Baust du jetzt Spurplatten an der Vorderachse ein bekommt das Auto einen positven Lenkrollradius und je breiter die Platten sind umso schlimmer wird das...du fährst im Extremfall Zick zack auf der Strasse.......wenn du bei ca. 10 mm auf jeder seite bleibst bist du im Bereich des 0 LenkRollRadius, das ist eventuell noch tragbar...bei mehr kommst du ins positive und bekommst ein Schwimmen des Fahrzeugs bei mittleren und hohen Geschwindigkeiten.......beim Grandtour ist das nicht ganz so stark wie bei den anderen weil der grandtour ein grösseren Achsabstand hat und dadurch besser geradeaus läuft.

viewtopic.php?f=9&t=11428&st=0&sk=t&sd=a&start=15
 
A

Anonymous

Guest
danke für die Erklärungen.

Wär es möglich das auch das verminderte Gewicht der Felgen einen fahrdynamisch negativ Einfluss ausüben kann?

Bei meinem letzten Wagen lief mit Kwv3 und Serienfelgen alles tip top - bis dann iwann oz ultraleggera kamen (ET von 49 auf 40) und scheinbar das ganze Setup fürn Eimar war. Hatte genau das Fahrverhalten was mein Vorredner beschreibt. Auch nach erneuten Vermessen des Wagen.
 
G

Gessi

Megane-Profi
Beiträge
6.363
Ich setze jetzt Voraus, dass nach dem Einbau des KW V3 auch eine ordentliche und kompetente Achsvermessung mit Anpassung der Spur vorgenommen wurde.

Das Gewicht hat schon einen gewissen Einfluss.

Stichwort 'Kreiselkräfte'. Ein schweres Rad einmal in Rotation dreht stabiler rund. Je leichter die Räder desto empfänglicher sind sie für Richtungsänderungen. Jeder Motorradfahrer sollte das gut kennen. :grin:

Allerdings ist beim KFZ Rad die Aufstandsfläche des Reifen sehr breit und somit schon mal generell nicht so empfänglich für Richtungsänderungen.

Ein weiteres Stichwort ist auch 'ungefederte Masse'. Auch dass spielt hier mit rein. Ist aber eigentlich ein separates Thema.

Ich vermute aber mal, dass der Einfluss des Gewichts nicht so stark ist, dass man ihn so deutlich spürst, wohin dagegen die knapp 2cm Spurweitenänderung (2x9mm) schon deutlich zu spüren sind. Damit kommt man denn in den Bereich des neutralen oder sogar positiven Lenkrollradius.

Man sieht, es ist sehr komplex und 1.000 Dinge spielen zusammen.
Daher sagt man auch zur Performanceverbesserung sollte man eher die Finger vom sowas lassen, oder im echten Rennsport wird ganz bewusst damit 'gespielt'. Dort ist es dann je nach Strecke, die eine oder andere Abstimmung / Einstellung wichtiger und diverse negative Nebenwirkungen werden in Kauf genommen.

Im Alltagsbetrieb ist das alles 'Humbug'....

:hi:
 
sebbel4

sebbel4

Megane-Fahrer
Beiträge
814
AW: Was genau ist der Lenkrollhalbmesser bzw Lenkrollradius?

Die haben ja auch eine völlig andere ET als die Serien Felgen. Also so gesehen die selbe Wirkung wie 9 mm Spurplatten pro Rad.
 
A

Anonymous

Guest
ja Gessi, wurde alles von entsprechenden Fach Spezln gemacht. war echt furios die Geschichte. Die Lenkung war damals echt fies.

deiner Einschätzung nach sollte die OZ mit 8,5 x18 mit ET 55 rundum beim MEgane dann ja noch (mit 1cm pro Seite) im Rahmen sein?
 
G

Gessi

Megane-Profi
Beiträge
6.363
Die Frage ist: In welchem Rahmen?

Du erkaufst dir das niedrige Felgengewicht mit dem Nachteilen des geänderten Lenkrollradius.

Es liegt jetzt an dir und deinen fahrerischen Vorlieben.

Zum Testen des Einfluss der ET, also wie es sich anfühlt, kannst du ja mal Spurplatten verbauen, damit du nicht die teuren Felgen kaufen musst.

:hi:
 
Peter Z.

Peter Z.

Megane-Fahrer
Beiträge
538
basti70 schrieb:
Wär es möglich das auch das verminderte Gewicht der Felgen einen fahrdynamisch negativ Einfluss ausüben kann?

Hallo Basti

Vergleiche mal das Gewicht von Stahlfelgen mit dem von Alufelgen (Gleicher Dimension). Du wirst mit Staunen feststellen, dass da praktisch kein Unterschied besteht! Durch die kleinere Festigkeit von Alu, müssen diese eine höhere Materialstärke aufweisen, so hebt sich der Vorteil des leichteren Materials praktisch auf.

Auch die Art und Weise der Fertigung macht Alufelgen nicht besonders leicht. Stahlfelgen werden aus Blech geformt und geschweisst, Alu gegossen oder geschmiedet und dann noch mechanisch bearbeitet.

Aber: Alufelgen sehen natürlich sehr viel besser aus! Meine Meinung geht auch in diese Richtung!

Gruss, Peter Z.
 
Thema: Was genau ist der Lenkrollhalbmesser bzw Lenkrollradius?
Oben