Zum obigen, etwas heftigen thema probefahren, einfahren etc. - einige zeilen von einem insider, welcher kfz-generalimporteur & kfz-leasing-großfuhrpark nahe jahrelang tätig war:
Kommen neue kfz-modelle auf den markt, welche sobald als möglich der presse zum testen übergeben werden sollen, braucht es mitarbeiter, die - egal welches modell - dieses mit 0 - 3km übernehmen, schnell (innerhalb von 24h) mindestens 600km drauffahren, damit die presseleute nicht total uneingefahrene kfz in die hände bekommen, wo etliche mechanische teile noch nicht "frei gelaufen" sind.
Solche "frischlinge" - egal welcher preis- & ps klasse, wurden in der früh vollgetankt übernommen & bis am abend "eingefahren." Bedeutet, sie hatten nach 600-800 km die abnützung, welche ein privat bewegtes kfz höchstens nach 3.000-5.000km hat.
Null rücksicht auf irgend etwas, außer betriebstemperatur von kühlwasser, motoröl, bremsen & reifen - danach "die volle gurke!" Völlig emotionslos tempo & km mußten gemacht werden - sonst nichts, wobei monotone vollgasfahrten auf autobahnen nicht dazu gehörten.
Selbst totalschäden waren beliebter als teilhavarien, denn ein totalschaden ist ein verkauftes kfz - nämlich an die kasko-versicherung. Bei teilschäden hatte die betriebseigene werkstatt gut arbeit (auslastung auf versicherungskosten). Das war aber nur bei mangelnder auslastung gern gesehen. Damals waren totalschäden ohne verletzte keinerlei mirakel. Ein totaler im monat, fast unauffällig. Es sollte aber nicht immer der selbe fahrer sein.
Die grundüberlegung war, daß presse-test-kfz von den journalisten null geschont werden, weswegen sie schon mit 100km zeigen mußten, ob sie drehzahlen in den begrenzer klaglos überstehen. Ab & zu, doch selten, ging ein motor ein, doch auch das war keine katastrophe, da die rep-arbeiten mit der werksgarantieleistung verrechnet wurden.
Überlegt doch mal, von der versicherung bekommt man für "einen totalen" als kfz-händler meist einen besseren preis, als von einem kunden, der im verhandeln der konditionen hartnäckig & geübt ist - wie ich zb.
Wichtig war, daß die einfahr-kfz auch auf eventuelle mängel gecheckt wurden & diese vor der übergabe an die presseleute haltbar beseitigt wurden. War dies nicht möglich, gab es auch nachtfahrten, damit das fabriksneue kfz am nächsten morgen seine ca. 800km drauf hatte.
Kfz unter 100ps waren besonders unbeliebt & wurden deswegen extrem getreten, da ja selbst bei vollgas "nix weiterging" & in solchen alltagsgurken null fahrfreude aufkommt, egal was man mit ihnen anstellt.
Bei den dann an die presse abgegebenen testwagen gab es (natürlich) auch noch ca. 40% "schwund." Sprich, von blechschäden bis totalen war alles drinnen. Die noch brauchbaren presse-rückläufer hatten meist an die 5.000km drauf, wurden erstklassig wiederaufbereitet & total easy dem gebrauchtwagen-handel, als gepflegte vorführ- direktions- oder geschäftsleituns-fahrzeuge (je nach preisklasse) zugeführt.
War der motor noch halbwegs in ordnung, überlebte er die gantiezeit & danach mußt der käufer eventuelle schäden eh selber bezahlen. Ging der motor wegen der rüden anfangsbehandlung ein, war es ein garantiefall & basta. Motor-tausch auf werkskosten & "forget it."
Conclusio - wenn man als privater käufer einen neuwagen einfahren will, sollte man ihn die ersten 1.000km nicht unbdingt treten, wenn man vor hat ihn 100.000km oder mehr fahren zu wollen. Wenn ich weiß, daß ich mein kfz nach 3-4 jahren mit 60-80.00km verkaufe, muß ich mir keine gedanken machen, ob der motor jemals 100.000 halten wird - was kümmert's mich.
Extrem schonendes einfahren bringt lebensdauermäßig heutzutage gar nichts & ein ölwechsel bei ca. 3.000km ist nur dann sinnvoll, wenn man (siehe oben) sein kfz auch im 6-stelligen km fahrleistungsbereich, halbwegs sorgenfrei bewegen will.
Ich habe diese woche meinen 14. privaten neuwagen bestellt & weiß wovon ich "rede" (poste). Motorschäden die ich hatte (3), waren alle material- oder konstruktions bedingt & wurden anstandslos vom werk mittels tauschmotor kostenlos reguliert. Voraussetzung ist, daß man den motor so fordert, daß sein leiden (ableben) in der garantiezeit zum vorschein kommt & ihn nicht so sanft, hegt, pflegt & schont, daß der unausbleibliche exitus (wegen material- oder konstruktionsfehlern) erst NACH der garantiezeit eintritt.
Das war's - etwas ausführlich - zum thema einfahren ja, nein oder wie. Bei Probefahrten - keine rücksicht, sonst kann man sich kein bild machen, was ein kfz tut. Wie es im grenzbereich reagiert, wie der motor samt allen nebenaggregaten klingt, bzw. sie miteinander gut abgestimmt (oder nicht) arbeiten.
Das geht nicht mit einer fahrt "um den häuserblock," mit dem verkäufer am beifahrersitz - ein totales NO-GO!
Drauf "auf die gurken" - es sind "nur" autos - massen-gebrauchs-artikel, denen (nur) wir männer oft eine bedeutung zuwenden, die sie zu 95% nicht verdienen. Wenn Ihr wüßtest, was zb. ein aktueller M RS für einen wert ab werk (selbstkostenpreis ohne gewinnspanne) hat, würdet ihr nicht so ehrfurchtsvoll von diesem "tollen" kfz posten. Es ist ein nichtmal eu 10.000.- massenartikel - nichts besonderes! Kein handgemachtes "einzelstück" wie man es einem Bugatti, Koenigsegg, Pagani Zonda, Gumpert Apollo, Wiesmann etc. nachsagt. Auch da stimmt nicht alles. Die legendenbildung hebt & hält die exorbitanten go-preise.
Fragt mal eine kfz-technisch völig "unbeleckte" frau. Für die ist ein kfz nichts anderes als ihre waschmaschine zh & ihr würde es nie im traum einfallen einen wms-testbericht zu lesen, oder gar in einem online wms-forum über wms zu posten. DAS machen nur MÄNNER (technik-freaks) - wie wir!
Grüsse - M3C RS